Der militante Pazifist – Zum 50. Todestag Erich Maria Remarques
„Mein Thema ist der Mensch dieses Jahrhunderts, die Frage der Humanität und mein Credo ist das des Individualisten: Unabhängigkeit, Toleranz, Humor.“ (Erich Maria Remarque, 1962)
Erich Maria Remarque, einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, wurde am 22.6.1898 in Osnabrück geboren und durch seine pazifistisch-antimilitaristischen Werke weltberühmt. In seinem bekanntesten Werk „Im Westen nichts Neues“, welches noch im Erscheinungsjahr 1929 in 26 Sprachen und bis heute in über 50 Sprachen übersetzt wurde, verarbeitete er nicht nur seine eigenen Erfahrungen an der Front des Ersten Weltkrieges, sondern auch verschiedenste Berichte anderer verletzter Soldaten. Remarque selbst wurde mit 19 Jahren als Soldat an die Westfront geschickt, wo er bereits einen Monat später durch Granatsplitter und einen Halsschuss schwer verwundet wurde. Der Roman „Im Westen nichts Neues“ wird auf Anhieb zur Sensation, löst aber, wie zu erwarten, auch heftige Kontroversen aus.
„Jetzt sehe ich erst, daß du ein Mensch bist wie ich. Ich habe gedacht an deine Handgranaten, an dein Bajonett und deine Waffen – jetzt sehe ich deine Frau und dein Gesicht und das Gemeinsame. Vergib mir, Kamerad! Wir sehen es immer zu spät. Warum sagt man uns nicht immer wieder, daß ihr ebenso arme Hunde seid wie wir, daß eure Mütter sich ebenso ängstigen wie unsere und daß wir die gleiche Furcht vor dem Tode haben und das gleiche Sterben und den gleichen Schmerz –. Vergib mir, Kamerad, wie konntest du mein Feind sein?“
Im Jahr 1930 wurde „Im Westen nichts Neues“ verfilmt ;SA-Verbände verhindern jedoch die Aufführung.
Im darauffolgenden Jahr wurde das Buch für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen, was allerdings auf Betreiben des Deutschen Offiziersbundes unterbunden wurde, da Remarque, so wörtlich, das „Bild der Deutschen Armee verunglimpfe“.
Nach dem Krieg arbeitete Remarque als Lehrer, ab 1921 dann als Journalist und Schriftsteller.
Auf Grund seiner ablehnenden Haltung gegenüber Krieg und Militarismus geriet E. M. Remarque immer stärker ins Visier des NS-Regimes: 1931 verlässt er Deutschland und verlegt seinen Wohnsitz in die Schweiz. Im Zuge der Bücherverbrennung in Deutschland im Jahre 1933 werden alle seine Werke mit dem „Feuerspruch“ „Gegen literarischen Verrat am Soldaten des Weltkriegs, für Erziehung des Volkes im Geist der Wehrhaftigkeit!“ öffentlich verbrannt und es wird ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.
Eine private Tragödie ereignet sich 1943, als seine ebenfalls regimekritische Schwester Elfriede denunziert und vom vorsitzenden Richter des Volksgerichtshofes Roland Freisler wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt und hingerichtet wird. Seinen Roman „Der Funke Leben“ widmet Remarque, welcher erst nach Kriegsende von ihrem Schicksal erfährt, dem Andenken Elfriedes.
Remarque publiziert weitere politische Bücher, zunächst im Schweizer Exil, später dann in den USA, in welche er 1939 übersiedelt. 1947 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft und lebte seitdem abwechselnd in der Schweiz und in den USA.
Der Weltbürger Erich Maria Remarque verstarb am 25. September 1970 im schweizerischen Ascona . Er hinterlässt uns ein umfangreiches Werk, welches auch im 21. Jahrhundert nichts an Relevanz und Bedeutung verloren hat, ganz im Gegenteil: es bräuchte mehr denn je Menschen wie ihn – militante Pazifisten.
„Die Schwierigkeit mit dem Krieg ist, dass die Leute, die ihn wollen, nicht erwarten, in ihm zu sterben. Und die Schwierigkeit mit unserer Erinnerung ist, dass sie vergisst und verändert und verfälscht, um zu überleben. Sie macht den Tod zu einem Abenteuer, wenn der Tod dich verfehlt. Aber der Tod ist kein Abenteuer: Töten ist der Sinn des Krieges, – nicht Überleben. Darum können nur die Toten uns die Wahrheit über den Krieg erzählen.“ (1958)