In Memoriam: Carlos Ruiz Zafón
„Jedes einzelne Buch hat eine Seele. Die Seele dessen, der es geschrieben hat und die Seele derer, die es gelesen und erlebt und von ihm geträumt haben.“
Carlos Ruiz Zafón
Seine Bücher haben weit mehr als eine Seele – jedes einzelne von ihnen birgt einen großen Schatz. Sie lassen die Menschen träumen und entführen sie in parallele Welten voller Poesie und Phantasie, inmitten der Stadt Barcelona, die meistens Schauplatz seiner Romane ist.
Die literarische Welt betrauert den Verlust eines der weltweit besten zeitgenössischen Autoren: am 19. Juni 2020 starb der spanisch-katalanische Schriftsteller Carlos Ruiz Zafón im Alter von nur 55 Jahren.
Zu Beginn seiner schriftstellerischen Laufbahn ist er bekannt und erfolgreich geworden durch Jugendromane; mit dem Erscheinen seines Buches „Der Schatten des Windes“, dem ersten Band der Tetralogie „Der Friedhof der vergessenen Bücher“, folgte ein kometenhafter Aufstieg in den Olymp der Literatur. Übersetzt in über 40 Sprachen wurde es das erfolgreichste spanische Buch seit dem 1605 erschienenen „Don Quixote“ von Miguel de Cervantes.
Carlos Ruiz Zafóns Stil war geprägt von Magischem Realismus, Elementen der Gothic Novel und des Horrors: düster teils und mystizistisch…geheimnisvoll, poetisch, visionär. Wer dies mochte, wer dies liebte, den ließen seine Bücher nicht mehr los: schnell entwickelte man als Leser Suchtpotenzial, waren es doch immer auch Bildungsromane, die den Leser hineinführten in die schwere Zeit der Franco-Diktatur, des Bürgerkriegs und der lähmenden Jahre danach. Mittlerweile gibt es in Ruiz Zafóns Heimatstadt Barcelona sogar geführte Stadttouren, die seine leidenschaftlichen Anhänger, welche Zafón auch den „Dickens von Barcelona“ nannten, an die Schauplätze seiner Literatur führen.
Er, der schon als Kind Geschichten schrieb und bereits im Alter von vier Jahren für sich entschied, einst Schriftsteller zu werden, hinterlässt nun eine große Lücke.
„Es gibt Menschen, an die erinnert man sich,und andere, von denen man träumt…“
Für Carlos Ruiz Zafón jedoch gilt beides: an ihn wird sich die Welt erinnern – und von ihm, mit ihm in seinen Büchern träumen.