Black History Month Part 2: Nana Kwame Adjei-Brenyah „Friday Black“

Black History Month Part 2: Nana Kwame Adjei-Brenyah „Friday Black“

Buchcover von Nana Kwame Adjei-Brenyah "Friday Black"

„Wie fühlt es sich an, im heutigen Amerika jung und schwarz zu sein? Welche Spuren hinterlässt alltägliche Ungerechtigkeit?“ (Penguin)

Den Lesenden sei eine TRIGGERWARNUNG vorangeschickt: Nimmt man das vorliegende Buch in die Hand, so ist man bereits nach wenigen Sätzen tief geschockt und verstört. Ein Empfinden, welches die Lesenden letztendlich durch alle 12 Erzählungen des Bandes mal mehr, mal weniger, begleiten wird.

Sicher ist jedoch: Nana Kwame Adjei-Brenyah legt mit seinem 2020 erschienenen Erzählband „Friday Black“ ein ungewöhnliches und eindrucksvolles Debüt vor. Mit großer literarischer Sprachgewalt beschreibt er ein dystopisches Amerika der Zukunft, welches in seinen düsteren Visionen auf erschreckende Weise der aktuellen Realität verhaftet scheint. Es erzählt in drastischen Schilderungen von Alltagsrassismus gegen Schwarze, von grenzenloser Gewalt und Gleichgültigkeit, von Blutrausch und Grausamkeit. Schon die erste Erzählung „Die Finkelstein Five“ führt uns in eine schier unglaubliche Geschichte, die für die Lesenden die Grenze des Erträglichen und Vorstellbaren überschreitet: Ein weißer Vater enthauptet auf einem Parkplatz fünf Schwarze Kinder mit einer Kettensäge; das jüngste Kind ist gerade einmal 7 Jahre alt. Vor Gericht behauptet der Täter, er hätte seine Opfer als eine Bedrohung für sich und seine beiden Kinder empfunden. Und so gelingt es der Verteidigung tatsächlich, das scheinbar Offensichtliche ins Gegenteil zu verdrehen und den Mörder als verantwortungsvollen Vater darzustellen, der nur seine Kinder schützen wollte. Die weiße Geschworenenjury spricht daraufhin den Angeklagten frei. Was nach diesem Urteil folgt, ist erbitterte Rache und eine weitere Spirale von Gewalt – landesweite Ausschreitungen, an deren Ende letztendlich wieder der Tod eines unbewaffneten Schwarzen Jugendlichen steht. 

All dies sind verstörende Schilderungen, doch in einem Interview mit dem Sender Bayern 2 im vergangenen Jahr sagt der afroamerikanische Autor dazu:

„Das Traurige ist, Sie können sich in Amerika nicht sicher sein, ob es nicht wirklich irgendwo passiert ist. Das Einzige, was die Geschichte surreal macht, ist die Kettensäge statt einer Schusswaffe. Aber ich werde nicht müde, zu sagen: ob jemand mit einer Kettensäge oder einem Gewehr getötet wird…tot ist er so oder so. Für mich ist es eher merkwürdig, dass wir mit dem Gewehr alle kein Problem haben. Die Kettensäge macht die Geschichte zum Superhorror und ja…es ist schrecklich, aber das echte Leben ist schon längst eine Horrorshow!“

Und doch ist jede dieser 12 Geschichten individuell völlig anders. 

In der von genmanipulierten Menschen beherrschten Welt aus der Erzählung „Die alte Zeit“  beispielsweise fühlen wir uns stark an George Orwell erinnert. „Glück“ wird synthetisch hergestellt und den Menschen wie eine Droge intravenös verabreicht. Einige wenige Einzelgänger oder Familien, die noch wie in den „alten Zeiten“ leben, sind die Außenseiter dieser Gesellschaft.

Auch was ungezügelter Konsumwahn aus Menschen macht und in jener beschriebenen dystopischen Gesellschaft anrichtet, schildert Adjei-Brenyah drastisch in der titelgebenden Geschichte „Friday Black“:

„Etwa achtzig Leute stürmen in einer wilden Stampede durchs Tor. Stoßen Ständer und Körper zur Seite. Haben sie je erlebt, wie Menschen vor einem Feuer oder vor Schüssen wegrennen? So läuft es ab, nur dass weniger Angst und mehr Gier im Spiel ist. Von meiner Kabine aus sehe ich ein Kind, ein vielleicht sechsjähriges Mädchen, verschwinden, als die Woge der Verbaucherinbrunst sie verschluckt. Sie liegt ausgestreckt da, mit dem Gesicht nach unten, schmutzige Schuhabdrücke auf ihrem rosa Mantel.“

Es ist ein starkes Buch, welches man so schnell nicht vergessen wird und für das Nana Kwame Adjei-Brenyah den PEN/Jean Stein Book Award erhielt.

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