Vivien Leigh – Ein Leben für Bühne & Film Teil III
Triggerwarnung: Psychische Störung, Gewalt und Suizidalität
Im Blogbeitrag beschriebene Symptome dienen in keiner Weise der Selbstdiagnose.
A Streetcar named Desire – Endstation Sehnsucht
Obwohl Vivien sehr unter ihrer Krankheit litt und diese es nicht immer einfacher machte, mit ihr Zusammenzuarbeiten, war sie dennoch ein gefeierter und beliebter Schauspielstar. Sowohl als Scarlett, als auch auf den Theaterbühnen in London, brillierte Vivien Leigh mit ihrem Talent. Ihr nächster Film würde Sie jedoch zu der gefragtestes Schauspielerin ihrer Generation machen.
„A Streetcar named Desire“ von Tennessee Williams.
Bereits in London spielte Sie die Rolle der Blanche Dubois über 326 Mal am Theater.
1951 wurde das Drama nun verfilmt.
Leigh steht als Blanche Dubois vor der Kamera, diesmal jedoch an der Seite des talentierten und ebenso attraktiven Marlon Brando.
Vivien Leigh bereitete sich intensiv auf die Rolle, der Blanche, vor und man kommt nicht umhin, einige Parallelen zwischen beiden Damen zu ziehen. Leighs Psyche war ebenso fragil wie die der ehemaligen Südstaaten-Schönheit Blanche.
Freunde und Familie sorgten sich um Leigh, deren psychische Belastungsgrenze erreicht war.
So kam es, dass sie sich während der Dreharbeiten zu „A Streetcar named Desire – dt. Endstation Sehnsucht“ völlig auf gab.
Sie wurde zu Blanche Dubois.
Jahre später gibt sie während eines Interviews zu, dass die Rolle der Blanche sie an den Rand des Wahnsinns getrieben hatte.
Am Ende gelang es ihr nicht ihre schlechte gesundheitliche Verfassung zu verbergen.
So galt es doch hauptsächlich, dass ohnehin schon zerrüttete Bild der perfekten Vivien Leigh an der Seite ihres berühmten Ehemannes, nicht noch mehr zu gefährden.
Zusammenbruch – Scheidung – Suizidalität
In den folgenden Jahren ging es mit Vivien Leighs mentaler Gesundheit immer weiter Berg ab. So unterzog sie sich zwar der damals gängigen Methode der Elektroschocks, eine signifikante Besserung ihrer Bipolaren Störung ging davon jedoch nicht aus. Ihre Beziehung und ihre Arbeit waren geprägt von den ständigen Hochs und Tiefs ihrer Krankheit.
Produzent:innen, Filmfirmen und ehemalige Kolleg:innen brachten Distanz zwischen sich und der fragilen Schauspielerin. Ihre hysterischen manischen Ausbrüche waren von vielen gefürchtet.
Doch nicht nur ihre Krankheit machte ihr schwer zu schaffen, hinzu kam die vernichtende Kritik von Kenneth Tynan. Tynan war als Kritiker in der Londoner Theaterszene mehr als gefürchtet. Mit giftiger Zunge zerschmettert er die Träume junger aufstrebender Künstler:innen und auch Vivien war nicht gefeit vor seinen Kritiken. Er wirf Vivien vor nur das Talent ihres berühmten Mannes auszunutzen und reduziert sie auf ihre Schönheit. Es trat das ein, wovor sie sich all die Jahre fürchtete: nur auf ihr Äußeres reduziert zu werden. Sie erleidet einen Zusammenbruch.
In einer manischen Phase beginnt Leigh eine Affäre mit dem Schauspieler Peter Finch, mit dem Sie bereits an einigen Projekten zusammen gearbeitet hat. Doch es blieb nicht bei einer Affäre. 1956 während der Produktion zu einem neuen Film wurde bei Leigh erneut eine Schwangerschaft festgestellt. Sie erlitt abermals eine Fehlgeburt und stürzte daraufhin erneut in eine depressive Episode. Im Bewusstsein ihres eigenen Zerfalls, emotional und beruflich, kam Vivien nicht umhin, ihrem Leben ein Ende setzen zu wollen. Olivier, der schon lange keine ehelichen Gefühle mehr für seine Frau hatte, war dennoch an ihrer Seite, genauso wie ihr guter Freund der Schauspieler Jack Merivale. Beide konnten das Schlimmste verhindern. Dennoch reichte Olivier die Scheidung ein.
Im Mai 1960 wurde sie rechtskräftig und Olivier heiratete noch im selben Jahr die Schauspielerin Joan Plowright.
Die letzten Jahre – Tod – Vermächtnis
Vivien Leighs letzte Jahre waren geprägt von Episoden schwerster Depression und dennoch genoss sie das Vertrauen und die Fürsorge ihrer engsten Freunde. Ihr erster Ehemann (Herbert Leigh Holman) kümmerte sich um Vivien und war in ihren schwersten Stunden immer an ihrer Seite. Nach der Scheidung waren sie Freunde geblieben und standen in engem Kontakt; auch weil Herbert das alleinige Sorgerecht für die gemeinsame Tochter zugestanden wurde.
Auch nach ihrer zweiten Scheidung blieben Laurence und Vivien Freunde und schrieben sich weiterhin Briefe, nicht mehr so zart, innig und voller Liebe füreinander aber immer mit Respekt. So kam Olivier nicht umhin, seinen Gefühlen bezüglich der schwierigen Situation Ausdruck zu verleihen.
“I want to say thank you for understanding it all for my sake,” wrote Olivier in a letter to Leigh regarding their divorce, according to The Guardian. “You did nobly and bravely and beautifully and I am very oh so sorry, very sorry, that it must have been much hell for you.“
Freie deutsche Übersetzung von mir.
„Ich möchte dir danken, für all dein Verständnis, das du für mich hattest. Du hast sehr nobel, mutig und wunderbar gehandelt und ich bin sehr, sehr, sehr traurig darüber, das es die Hölle für dich gewesen sein muss.“
Ihr letzter großer schauspielerischer Erfolg sollte „Ships of Fools – dt. Das Narrenschiff“ (1965) sein.
Produzent Kramer meinte in einem Interview über Leigh: „Sie war krank und dennoch hatte sie den Mut weiterzumachen.“ Auch bei ihrem letzten Film kam es wegen ihrer Bipolaren Störung zu Konflikten und Problemen. Die Krankheit drängte sich immer mehr in den Vordergrund.
Im Mai 1967 erkrankte Vivien erneut an einer Tuberkulose. Nach anfänglicher Genesung verschlechterte sich ihr Zustand zunehmend und Vivien Leigh verstirbt am frühen Morgen des 8. Juli 1967.
Laurence Olivier erfuhr vom Tod seiner Ex-Frau während seiner Prostata-Krebs Behandlung, begab sich jedoch gleich zu Leighs Wohnung am Eaton Square.
Am darauffolgenden Montag wurden ihr zu Ehren die Lichter aller Londoner Theater für eine Stunde gelöscht. Bei Vivien Leighs Trauerfeier waren alle Größen der Londoner Schauspiel – und Theaterszene anwesend. Allen voran ihr Ex-Mann Laurence Olivier.
George Cukor, der Vivien Leigh mehr als dreißig Jahre zuvor „entdeckte“ und für die Rolle der Scarlett O’Hara verpflichtete, hielt 1968 eine Gedenkveranstaltung ab.
Vivien Leigh war auch die erste Schauspielerin die von der University of Southern California für ihre schauspielerischen Leistungen geehrt wurde.
An Leighs letztem Wohnort ist zu ihren Ehren eine blaue Plakette der englischen Wohltätigkeitsvereinigung „English Heritage“ angebracht worden. 2013 wurden sämtliche Briefe, Scripte und andere Korrespondenzen Leighs in das „Victoria & Albert Museum“ überführt und können dort besichtigt werden.
Vivien Leigh wollte nie nur auf ihre Schönheit reduziert werden. Dies ist ihr gelungen. Für ihren Ruhm und ihr Ausnahmetalent musste sie jedoch viele Opfer erbringen und dennoch hoffe ich, dass sie nicht nur als Scarlett O’Hara in den Köpfen bleibt, denn Sie war weit mehr als nur schön.
Ihr ganzes Leben drehte sich um die Bühne und das Theater.
Das waren die Bretter die für Vivien Leigh die Welt bedeuteten.
Quellen:
https://www.youtube.com/watch?v=yHGMcjH_YA0